Die Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich besuchte die Firma Awell.

BREISACH (rm). Frauen in Minijobs und jugendliche Schulabbrecher standen im Mittelpunkt eines Informationsbesuchs der Landtagsabgeordneten der Grünen und Vorsitzenden des Sozialausschusses im Stuttgarter Landtag, Bärbl Mielich, beim Breisacher Gebäudeservice-Spezialisten Awell. Vorstand Uwe Deboben informierte die Abgeordnete zuerst über die 51-jährige Firmengeschichte und über die Struktur der Unternehmensgruppe. Deren Tätigkeit reicht von der Glasreinigung bis zur Schlagkartei für Wein- und Obstbau. Awell hat Kunden sowie Kooperationspartner von Friedrichshafen bis Papenburg und schult am Stammsitz in Breisach Mitarbeiter und Partner in Theorie und Praxis.

Beim Thema 400- Euro-Jobs gab es erstaunliche Übereinstimmungen. Für Deboben sind die Minijobs nicht nur die teuersten Beschäftigungsverhältnisse, sie würden auch den Anreiz untergraben, mehr zu arbeiten und zu verdienen. Wer etwa durch die jüngst vereinbarten Tariferhöhungen nur geringfügig über die Minijob-Grenze rutsche und eine Lohnsteuerkarte benötige, müsse für das gleiche Nettoein-kommen mindestens 15 Stunden pro Monat mehr arbeiten oder seine Stundenzahl so reduzieren, dass die 400 Euro nicht überschritten werden. Dass der Anteil der Minijobber unter den 650 Mitarbeitern so hoch sei, liege einmal an den Vorgaben der Kunden, aber auch am ausdrücklichen Wunsch der Be-schäftigten, für die die 400 Euro meist ein zusätzliches Einkommen bedeute. Dennoch versuche man, die Mitarbeiter für Ganz- oder Halbtagstätigkeit zu gewinnen. Schließlich habe man Beschäftigte, die seit 35 Jahren im Unternehmen sind.

Auf die Frage von Mielich nach Karrieremöglichkeiten im Unternehmen und in der Branche verwies Deboben auf den Aufstieg zum Team- oder Objektleiter oder auf die Ausbildung zum Fachwirt und zum staatlich geprüften Desinfektor. Mielich und Deboben waren sich im Prinzip einig, dass ein steuerfreies, aber vom ersten Euro an sozialversicherungspflichtiges Grundeinkommen Anreiz wäre, mehr zu arbeiten und der Altersarmut vorbeugen könnte.

Auch beim zweiten Anliegen der grünen Sozialpolitikerin, den jungen Schulabbrechern, waren sich Mielich und Deboben im Prinzip einig. Während Deboben berichten musste, dass Awell mit zwei konkreten Versuchen schlechte Erfahrungen gemacht hat, verwies Mielich auf Überlegungen des Landes, die Ausbildung im dualen System von Sozialarbeitern begleiten zu lassen. Deboben signalisierte die grundsätzliche Bereitschaft des Unternehmens, daran teilzunehmen. Auch er sehe das Problem, dass hier eine zweite Generation von Langzeitarbeitslosen heranwachse – mit allen Folgen für die Zukunft des Landes.